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Mittwoch, 30. März 2011

Demaskieren

Die einen Autoren neigen zu psychologischen Diskursen, allein oder mit anderen. Nicht selten enden sie allerdings in einer Sackgasse, weil entscheidende Details noch nicht bekannt sind. Bevor Sie sich deshalb wie Tucholsky eine Privatbar zulegen, überlegen Sie, welcher Weg Sie in diese Sackgasse geführt hat. Steckt etwas Persönliches dahinter? Ist Freuds Ödipus-Theorie doch nicht so leicht auf Ihr Werk zu übertragen? Oder kommen Sie bei Ihrer Traumdeutung auf einen völlig anderen Zweig als C. G. Jung? Vor allem: Welche Theorie hat es Ihnen warum angetan?
Sie als Autor haben einen hochpsychologischen Weg gewählt, um Ihre Persönlichkeit zu entdecken. Dass man sich dabei auch mal verrennt, liegt in der Natur der Sache. Nirgendwo steht jedoch geschrieben, dass in Büchern nur Wahrheiten stehen. Beweisen Sie Mut bei Ihrer Exploration, indem Sie Theorien auf den Kopf stellen oder sogar neue entwickeln. Die Macht des Wortes haben nicht nur die anderen!

Demaskieren, die 2.
Ein Psychologe würde das Agieren zwischen Verlegern und Autoren wahrscheinlich mit den "Zielen des normal neurotischen Menschen" von Adler beschreiben, als da wären:
1. Anerkennung, 2. Macht, 3. Rache, 4. Depression.

Überzeichnetes Beispiel 1: Autoren wollen Anerkennung und suchen sich einen Verlag. Haben sie ihn gefunden, wollen sie sich, häufig nach einer verlegerischen Odyssee, nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Geht der Verleger nicht darauf ein, rächen sie sich, indem sie erzählen, was alles nicht funktioniert hat. Und wenn dann immer noch keine Änderung eintritt, verabschieden sie sich von der Schreiberei oder gründen selbst einen Verlag, worauf das Spiel von vorne beginnt.

Überzeichnetes Beispiel 2: Verleger wiederum fühlen sich schon anerkannt, wenn sie ein Manuskript auf dem Tisch haben. Die Macht, die sie mit dem Lektorat auf den Autor ausüben, kann bei allzu heftiger Anwendung dazu führen, dass der Autor nicht mehr mitspielen möchte. Rache nimmt der Verleger, indem er das Buch nach der Erstellung nicht richtig auf den Markt bringt. Seine Depression sieht dann allerdings so aus, dass er in Verlegerkreisen als "erfolglos" gilt und sich die Sticheleien der Kollegen anhören muss.

Zugegeben, ich habe jetzt sehr tief in die Klischeekiste gegriffen. Enttäuschungen gibt es jedoch zu Hauf auf beiden Seiten. Damit die Situation beim nächsten Buch nicht wieder eskaliert, sollten sich Autor und Verleger vergegenwärtigen, dass man a) mit Menschen und b) mit hochwertigem Material zu tun hat.
Der Verleger hat das Know-how, der Autor die Idee. Der Verleger finanziert diese Idee (wenn nichts anderes vereinbart wurde), der Autor modifiziert seine Idee nach Rücksprache mit dem Verleger. Der Verleger bewirbt das Buch auf dem Markt, der Autor unterstützt ihn dabei z. B. mit Lesungen, Messebesuchen, aber auch Blogs, Websites u. a. zu seinem Buch. Das ist ganz besonders bei Kleinverlagen wichtig, die meist zwar auch über ein solides Netzwerk verfügen, aber nicht einfach so in die Buchhandlungen kommen. (Wer wissen möchte, warum das so ist, sollte ein wenig Zeit dem Artikel der FAZ widmen.)
Fazit: Miteinander statt gegeneinander! Auch wenn das Buch nicht der nächste Bestseller wird, ist es ein anerkanntes Kulturgut.
Michaela Stadelmann

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