Karin Schweitzer und ausgewählte Autoren, Coaching
Der Personaltrainer säuft wie ein Loch: Es
finden sich darin eine Menge Geschichten zum Thema. So schreibt Dieter
Stiewi in der Geschichte „Willensstärke“, wie ein Personaltrainer für
die persönliche Willensstärke seiner Klienten selbst raucht und säuft
wie ein Loch. Und Martina Bethe-Hartwig beschäftigt sich in „Der
Auftrag“, wie sich ein Auftragskiller für seinen ersten bestellten Mord
positiv motivieren lässt von einem erfahrenen Kollegen. Auch das ist
eine Art von Coaching – und für den armen Killer eine ziemlich wichtige.
Amüsante Geschichten
Was
aber beachtlich ist: Die Geschichten sind facettenreich und bei weitem
nicht nur Beispiele erfolgreichen Coachens. Ganz im Gegenteil, da geht
es ganz schön zur Sache, und vieles in die Hose. Das ist amüsant und
lädt zum Schmunzeln ein; und es zeigt: Coachen hat seine Berechtigung,
aber bierernst sollte man es nicht nehmen. Denn jedes Training ist nur
so gut, wie die Menschen, die es abhalten; und diejenigen, die es
genießen.
Die Kraft der Affirmation
Die Kraft der Affirmation
Etwas
im Gegensatz zu den Geschichten stehen die Abhandlungen über die Kraft
der Affirmation und all die anderen Weisheiten positiven Denkens. Motto:
Wer sagt, ich kann nicht, will nicht. Das sind die Essenzen
erfolgreichen Coachens und in dieser Dichte recht hilfreich. Als
Kompendium und Mantra gleichermaßen.
Zwei Welten prallen aufeinander
So
stehen aber die beiden Teile etwas unverbunden nebeneinander, und
manche Leser mögen verunsichert sein: Sind die Geschichten nun die
literarische Brechung allzu ernster Theorie? Um die Theorie nicht allzu
dröge werden zu lassen und dem Leser zu signalisieren: Theorie ist
eines, das Leben etwas anderes? Oder: Dein Leben ist hoffnungslos, aber
nicht ernst? Oder hat Verlegerin Karin Schweitzer einfach den Kräften
freies Spiel gelassen – und entstanden ist eben diese höchst
widersprüchliche, aber auch höchst reizvolle Mischung?
Turbulentes Leben
Die
Verunsicherung sollte nicht allzu ernst genommen werden. Der Leser darf
sich intensiv mit dem Wissens- und Trainingsteil befassen und ihn
befolgen. Wenn er dazwischen liest, was alles beim Coaching schief gehen
kann und wie turbulent das Leben doch ist, dann ist das tatsächlich
wunderbar auflockernd. Denn niemand würde ein Buch über Coaching
aushalten, das im Anwendungsteil das geballte Wissen transportiert und
im literarischen Teil noch einmal den „spirituellen Realismus“ wirken
lässt und dem Leser erzählt, wie toll das Coaching im Leben wirkt und
welche grandiosen Erfolge es erringt.
Ein ehrliches Buch
Spätestens,
wenn sich der Leser in seinem eigenen Leben und dem in seinem
Bekanntenkreis umschaut, wird er merken, dass dem nicht so ist.
Von
daher ist das Buch ehrlich; und lesbar ist es auch. Es lässt die Leser
nachdenklich zurück – und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Und so
sollte es sein.
Karin Schweitzer, Coaching, Kurzgeschichten und Lebensweisheiten, Schweitzerhausverlag, ISBN 978-3-86332-011-9, 14,90 Euro.
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