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Freitag, 24. Februar 2012

Karl Plepelits mit seinem Roman Zu Gast bei Aphrodite


DIE GESCHICHTE ZWEIER VERLIEBTER

Karl Plepelits, Zu Gast bei Aphrodite. Phantastischer Roman. Schweitzerhaus Verlag GmbH, Erkrath, 2009. 307 Seiten.

Die Geschichte zweier Verliebter und deren wunderliche Abenteuer auf dem Berg Olymp bilden den amüsant-satirischen Rahmen, in dem der Altphilologe Karl Plepelits eine Fülle antik-historischen Wissens verarbeitet. Vergnüglich und unbekümmert spinnt der Ich-Erzähler erotische Erlebnisse mit den Olympiern aus. Wer mit den Mythen vertraut ist und Homer nicht vergessen hat, kann herzlich darüber lachen, auch wenn er nicht attisch spricht.
Lang verdrängt durch die Bibelreligionen, erwachen die vergessenen, durch menschliche Küsse "erlösten" Götter aus ihrem Schlaf. Das Menschenpaar aber, von einem eifersüchtigen Erzengel jählings in christliche Himmel entführt, befleissigt sich bereits des dort obligaten Latein. Mit erotischen Freizügigkeiten ist es nun, wie zu erwarten, vorbei, es herrschen Ratlosigkeit und Angst. Auch die lieben Heiligen schützen und trösten nicht vor einem strengen Gericht.
Mit Hilfe vieler Zitate, Anspielungen und Details stellt Karl Plepelits die frühchristliche einer klassisch-antiken Weltsicht gegenüber und gibt so dem scheinbar anspruchslosen Roman seine literarische Dimension. Ein unterhaltsames, anregendes, vielleicht für manche Leser auch aufregendes Buch, das zu Diskussionen und Quellenlektüre reizt.

ROSEMARIE SCHULAK

(Aus: Log, Zeitschrift für internationale Literatur, Ausgabe 122, Wien 2009)



HEFTIGE KRITIK UND  BEGEISTERUNG

Geteilte Reaktionen auf den Kapfenberger Autor Karl Plepelits

Normalerweise passieren große Aufregungen nur bei Lesungen prominenter Autoren oder solcher, die es auf Provokation angelegt haben. Zwei Voraussetzungen, die auf Karl Plepelits nicht unbedingt zutreffen. Trotzdem hat die Präsentation seines jüngsten Werkes "Zu Gast bei Aphrodite" im Wiener Literaturhaus einen ziemlichen Aufruhr ausgelöst. "Die einen waren begeistert, von den anderen hagelte es harsche Kritik, und beides ziemlich lautstark", erzählt der Kapfenberger Autor verwundert, denn derartige Reaktionen sind ihm bisher noch nie begegnet.
"Zu Gast bei Aphrodite" ist bereits der neunte Roman des Kapfenberger Dichters. Es ist eine Fantasiegeschichte und erzählt von einem jungen Paar, das auf den Olymp wandern möchte. Dabei werden sie von einem heftigen Gewitter überrascht und ins Reich der Götter entführt. Was die beiden erleben, wie sie den Göttern begegnen und wie sie mit ihrem Auftrag, die Menschheit zu retten, umgehen, erzählt Plepelits recht humorvoll. Von einer anderen Reise, einer nach Ägypten, handelt übrigens das vorherige Werk des Vielschreibers. Dass er bei Ausflügen ins Reich der Götter oder ins Tal der Könige in seinem Metier ist, das spürt der Leser. Plepelits studierte Alte Geschichte, Philologie und Anglistik, unterrichtete Latein und war wissenschaftlicher Mitarbeiter an dern Bayrischen Akademie. Beide Bücher gibt's beim Autor selbst und bei der Buchhandlung Leykam.

CHRISTINE ROIS

(In: Kleine Zeitung vom 22.1.2010, Mürztal-Beilage, S. 29)



Karl Plepelits
ZU GAST BEI APHRODITE
Phantastischer Roman
Schweitzerhaus-Verlag, Erkrath 2009, 307 Seiten
ISBN 978-3-939475-79-8

Man könnte es sich leicht machen und einfach anmerken, dass sich der Autor einer Art Camouflage bedient, um vermittels eines Aufstiegs auf den Berg Olymp in Form unwahrscheinlichster abenteuerlichster Begegnungen mit dem/den "Göttlichen" seinen Problemen mit der "normalen" Welt Luft zu machen; dass er die offenen Fragen zwischen Mensch und Gott in eine ziemlich lockere Story verpackt, indem er nämlich ein heutiges Menschenpaar, Gregor und Sibylla, "bergwandernd" plötzlich durch Höhlen rutschen und zu Göttern verschiedenster Provenienz vordringen lässt – von denen auf die eine oder andere Weise Heil erwartet wird. Schöner Nebenaspekt, dass ein solches Unterfangen durchzustehen und unbeschädigt zurückzukehren nur Liebenden gelingt ...

So einfach ist die Sache aber nicht. Die Frage bleibt: Was treibt den Verfasser tatsächlich an? Weltverbesserungsideen? Eine Synthese herzustellen zwischen den Religionen, göttlich-menschlichen Verhaltens- und Bezugsweisen? Was soll das Experiment bewirken? Was tritt dann ein? Ich glaube, es ist zunächst die "Lust am Fabulieren", die eine solche Fantasy-Geschichte hervorbringt; daneben möglicherweise noch nicht mit sich selbst abgeklärte Vorbehalte gegen die traditionelle christlich-abendländische Geisteshaltung mit all den Diskrepanzen zur allgemein vertretenen Lebens- und Glaubens(aus)übung; Diskrepanzen, die gerade dem Gebildeten schwer verdaulich sind! Also Flucht nach irgendeinem Traumland, in eine Erde-Himmel-Zwischenwelt?

Es scheint, dass der Verfasser sich eine Art selbstreinigender missionarischer Aktion verordnet, wenn er sich auf Flügeln der Phantasie zu den "alten Göttern" aufmacht, um die Nöte der heutigen Menschheit zur Sprache zu bringen. Zu allererst ortet er Gefahr vom "blinden Willen" des Gottes, die Menschen durch "Glauben zu unterdrücken", thematisiert die Auspowerung dieser schönen Welt/Natur, Verantwortungslosigkeit in Bezug auf Nachkommenschaft und Vergeudung von Ressourcen. Die Traumreise selbst ist mit handfesten Erlebnissen gespickt, die menschlichen Regungen werden rückhaltlos verbalisiert, sei es in Freude, Schrecken, Lust, Leid. So entsteht ein seltsamer Kosmos teils verwirrender, teils amüsanter Szenen im Lichte diverser Religionen, Gebräuche, Sitten, Moralvorstellungen. Kreuz und quer im wahrsten Sinne des Wortes. Die beiden Protagonisten sind ja in einem tiefen Fall durch einen Höhlenschacht zunächst nach Nirgendwo gefallen – da haut man sich schon Schädel an! Symptomatisch, dass Gregor, der Hauptheld, immer wieder rasendes Kopfweh beklagt ...

Auf der Suche der zwei Menschenkinder nach teils erwünschten, teils erhofften neuen "Lenkungen von oben" kommen dann die eigentlich toten Olympier zu fröhlichen Urständ. Hier bricht sich des Verfassers Begeisterung für alles Griechisch-Antike vollends Bahn. Aber die Thesis, wonach gerade diese von der Zeit verschluckten Götterwesen die Menschheit vor Terror und Untergang retten könnten, bereitet Kopfzerbrechen.

Vor allem nach der fragwürdigen Begründung, dass "Jesus, Jahwe und die Muslime" – in dieser Reihenfolge – die Olympischen leider verbannt haben, und dass "Gott" es ist, der den Gläubigen diesen unendlichen Hass gegen die Ungläubigen eingeflößt hat. Denn: Jahwe will das Reich Gottes einführen gemäß dem Wort "macht euch die Erde untertan", und darin läge das eigentliche Verbrechen ... (vgl. vor allem die Seiten 17f, 38, etc.)

Laut wird Kritik am Christentum nach dem Muster: O weh, "die" haben das 6. Gebot erfunden, wittern überall Unzucht – wo es sich doch unter schönen olympischen Damen so gut Liebe machen lässt! Locker wird ein himmlisches Autodafé vorbereitet, die Sünde wider den Heiligen Geist (fehl)interpretiert, dieser aber wandelt, ein zweiter Alter Herr neben Gott Vater leibhaftig durch das ausschließlich Holz produzierende Dorf des heiligen Joseph auf der soundsovielten Stufe des imaginär geteilten Himmels ...

Man könnte noch mehr solcher dem biblischen Befund wie auch religionskritischen Ergebnissen widersprechende Episoden aufzählen, aber ein wichtiger Einwand sei doch angedeutet: Es gab und gibt keinerlei "Lehre" oder Religion der olympischen Götter. Es gab nur Mutmaßungen, Personifikationen uralter Naturgottheiten als Bilder möglicher Schöpfungsverläufe, und vor allem nur örtlich beschränkte Kulte, d. h. keine dogmatische Allgemeinverbindlichkeit. Auch wurde in griechischer Philosophie nie wirklich eine Trennungslinie zwischen Metaphysik und Theologie sichtbar, was zu höchster Religionsverdrossenheit führte, aber immerhin das Auftauchen der "Idee an sich" bewirkte (vgl. bei Kenneth J. DOVE, Religion und Metaphysik der Griechen. In: Propyläen Geschichte der Literatur, Band I, Berlin 1981).

Hätte der Verfasser zum Beispiel das "Höhlengleichnis" Platons zum Ausgangspunkt seiner Darstellung gewählt, wäre möglicherweise ein höheres Maß an Vergeistigung dieser in der jetzigen Form mit Mythos und Theologie nicht ganz kompatiblen Story zu erreichen gewesen, zugleich auch eine gewisse Übereinstimmung mit den Lieblings-Topoi des Verfassers wie Höhle, Hügel, Stufen, Wasser, Himmel, Erde, Feuer ...

Hat es sich also, um auf den Punkt zu kommen, Karl Plepelits zu leicht gemacht, wenn er Götter, Propheten, Heilige, ja selbst die "Trinität" ohne rechte Zu- und Einordnung in die zeitliche und räumliche Abfolge der Dinge zwischen Himmel und Erde hineinstellt – wenn er die Historie ausklammert, das evolutive Wachsen eben auch jeder religio?

Irgendwann habe ich Lust bekommen, "Zu Gast bei Aphrodite" als einen ironischen Spaziergang zwischen den Welten zu verstehen, launig und mit teilweise recht ausgeflippter Aufrichtigkeit einschließlich aller amourösen Abenteuer erzählt, um, ja – warum? Vielleicht wollte der Verfasser mit Absicht und Augenzwinkern (denn er schreibt ja mit Verve, immer schwungvoll und ohne falsche Prüderie!) eine Art "Was-wäre-gewesen-wenn-Story" zu schaffen, um den Lesern gerade durch diese vergnügliche Darstellung neben dem Schmunzeln und neben ein wenig Rätseln (wie war das noch mit der Jungfrau? die Artemis? die Maria? die – wer?) auch den Anhauch einer gewissen Nachdenklichkeit zu vermitteln.

So betrachtet liegt ohnehin ein interessantes, streckenweise recht humoriges Werkchen vor, so oder so reizvoll; und die Moral daraus wäre: Nehmt bitte nicht immer alles so tierisch ernst.

EVA M. KITTELMANN

(Aus: Literarisches Österreich, Zeitschrift des Österreichischen Schriftstellerverbandes, 2010/1, Seite 25-26)



Karl Plepelits: ZU GAST BEI APHRODITE, Phantastischer Roman, Schweitzerhaus-Verlag, Erkrath 2009, 307 Seiten, steif gebunden.

Der Autor, ein geborener Wiener, der nun in den Bergen der Steiermark lebt, war nach seinem Studium der Klassischen Philologie, Alten Geschichte und Anglistik als Lehrer, Reiseleiter, literarischer Übersetzer und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Altertumswissenschaft, Byzantinistik und Kirchenväterkunde und als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Thesaurus linguae Latinae in München tätig.
Das Buch "Zu Gast bei Aphrodite" lässt sich nicht mit wenigen Worten beschreiben, doch es wäre zu sagen, dass im Vordergrund das liebende Paar steht, das es wagte, den Götterolymp zu erkunden [Zitat aus dem Klappentext!], den Sitz der griechischen Götter. Zeus, er war der höchste unter 12 Hauptgöttern, eine davon war Aphrodite.
Es ist ein Buch, dessen Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Wie alle seine Bücher ist auch dieses Buch in flüssigem Stil geschrieben.
Ein Buch, spannungsgeladen von der ersten bis zur letzten Seite. Besonders empfehlenswert.

HELGA HELNWEIN

(Aus: Literarische Kostproben. Organ des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen. Ausgabe 82/2010. Seite 31)

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