DIE GESCHICHTE
ZWEIER VERLIEBTER
Karl Plepelits,
Zu Gast bei Aphrodite. Phantastischer Roman. Schweitzerhaus Verlag GmbH,
Erkrath, 2009. 307 Seiten.
Die Geschichte
zweier Verliebter und deren wunderliche Abenteuer auf dem Berg Olymp bilden den
amüsant-satirischen Rahmen, in dem der Altphilologe Karl Plepelits eine Fülle
antik-historischen Wissens verarbeitet. Vergnüglich und unbekümmert spinnt der
Ich-Erzähler erotische Erlebnisse mit den Olympiern aus. Wer mit den Mythen
vertraut ist und Homer nicht vergessen hat, kann herzlich darüber lachen, auch
wenn er nicht attisch spricht.
Lang verdrängt
durch die Bibelreligionen, erwachen die vergessenen, durch menschliche Küsse
"erlösten" Götter aus ihrem Schlaf. Das Menschenpaar aber, von einem
eifersüchtigen Erzengel jählings in christliche Himmel entführt, befleissigt
sich bereits des dort obligaten Latein. Mit erotischen Freizügigkeiten ist es
nun, wie zu erwarten, vorbei, es herrschen Ratlosigkeit und Angst. Auch die
lieben Heiligen schützen und trösten nicht vor einem strengen Gericht.
Mit Hilfe vieler
Zitate, Anspielungen und Details stellt Karl Plepelits die frühchristliche
einer klassisch-antiken Weltsicht gegenüber und gibt so dem scheinbar
anspruchslosen Roman seine literarische Dimension. Ein unterhaltsames,
anregendes, vielleicht für manche Leser auch aufregendes Buch, das zu
Diskussionen und Quellenlektüre reizt.
ROSEMARIE SCHULAK
(Aus: Log,
Zeitschrift für internationale Literatur, Ausgabe 122, Wien 2009)
HEFTIGE KRITIK
UND BEGEISTERUNG
Geteilte
Reaktionen auf den Kapfenberger Autor Karl Plepelits
Normalerweise
passieren große Aufregungen nur bei Lesungen prominenter Autoren oder solcher,
die es auf Provokation angelegt haben. Zwei Voraussetzungen, die auf Karl
Plepelits nicht unbedingt zutreffen. Trotzdem hat die Präsentation seines
jüngsten Werkes "Zu Gast bei Aphrodite" im Wiener Literaturhaus einen
ziemlichen Aufruhr ausgelöst. "Die einen waren begeistert, von den anderen
hagelte es harsche Kritik, und beides ziemlich lautstark", erzählt der Kapfenberger
Autor verwundert, denn derartige Reaktionen sind ihm bisher noch nie begegnet.
"Zu Gast bei
Aphrodite" ist bereits der neunte Roman des Kapfenberger Dichters. Es ist
eine Fantasiegeschichte und erzählt von einem jungen Paar, das auf den Olymp wandern
möchte. Dabei werden sie von einem heftigen Gewitter überrascht und ins Reich
der Götter entführt. Was die beiden erleben, wie sie den Göttern begegnen und
wie sie mit ihrem Auftrag, die Menschheit zu retten, umgehen, erzählt Plepelits
recht humorvoll. Von einer anderen Reise, einer nach Ägypten, handelt übrigens
das vorherige Werk des Vielschreibers. Dass er bei Ausflügen ins Reich der
Götter oder ins Tal der Könige in seinem Metier ist, das spürt der Leser.
Plepelits studierte Alte Geschichte, Philologie und Anglistik, unterrichtete
Latein und war wissenschaftlicher Mitarbeiter an dern Bayrischen Akademie.
Beide Bücher gibt's beim Autor selbst und bei der Buchhandlung Leykam.
CHRISTINE ROIS
(In: Kleine
Zeitung vom 22.1.2010, Mürztal-Beilage, S. 29)
Karl Plepelits
ZU GAST BEI APHRODITE
Phantastischer Roman
Schweitzerhaus-Verlag, Erkrath 2009, 307 Seiten
ISBN 978-3-939475-79-8
Man könnte es
sich leicht machen und einfach anmerken, dass sich der Autor einer Art
Camouflage bedient, um vermittels eines Aufstiegs auf den Berg Olymp in Form
unwahrscheinlichster abenteuerlichster Begegnungen mit dem/den
"Göttlichen" seinen Problemen mit der "normalen" Welt Luft
zu machen; dass er die offenen Fragen zwischen Mensch und Gott in eine ziemlich
lockere Story verpackt, indem er nämlich ein heutiges Menschenpaar, Gregor und
Sibylla, "bergwandernd" plötzlich durch Höhlen rutschen und zu
Göttern verschiedenster Provenienz vordringen lässt – von denen auf die eine
oder andere Weise Heil erwartet wird. Schöner Nebenaspekt, dass ein solches
Unterfangen durchzustehen und unbeschädigt zurückzukehren nur Liebenden gelingt
...
So einfach ist
die Sache aber nicht. Die Frage bleibt: Was treibt den Verfasser tatsächlich
an? Weltverbesserungsideen? Eine Synthese herzustellen zwischen den Religionen,
göttlich-menschlichen Verhaltens- und Bezugsweisen? Was soll das Experiment
bewirken? Was tritt dann ein? Ich glaube, es ist zunächst die "Lust am
Fabulieren", die eine solche Fantasy-Geschichte hervorbringt; daneben
möglicherweise noch nicht mit sich selbst abgeklärte Vorbehalte gegen die
traditionelle christlich-abendländische Geisteshaltung mit all den Diskrepanzen
zur allgemein vertretenen Lebens- und Glaubens(aus)übung; Diskrepanzen, die
gerade dem Gebildeten schwer verdaulich sind! Also Flucht nach irgendeinem
Traumland, in eine Erde-Himmel-Zwischenwelt?
Es scheint, dass
der Verfasser sich eine Art selbstreinigender missionarischer Aktion verordnet,
wenn er sich auf Flügeln der Phantasie zu den "alten Göttern"
aufmacht, um die Nöte der heutigen Menschheit zur Sprache zu bringen. Zu
allererst ortet er Gefahr vom "blinden Willen" des Gottes, die
Menschen durch "Glauben zu unterdrücken", thematisiert die
Auspowerung dieser schönen Welt/Natur, Verantwortungslosigkeit in Bezug auf
Nachkommenschaft und Vergeudung von Ressourcen. Die Traumreise selbst ist mit
handfesten Erlebnissen gespickt, die menschlichen Regungen werden rückhaltlos
verbalisiert, sei es in Freude, Schrecken, Lust, Leid. So entsteht ein
seltsamer Kosmos teils verwirrender, teils amüsanter Szenen im Lichte diverser
Religionen, Gebräuche, Sitten, Moralvorstellungen. Kreuz und quer im wahrsten
Sinne des Wortes. Die beiden Protagonisten sind ja in einem tiefen Fall durch
einen Höhlenschacht zunächst nach Nirgendwo gefallen – da haut man sich schon
Schädel an! Symptomatisch, dass Gregor, der Hauptheld, immer wieder rasendes
Kopfweh beklagt ...
Auf der Suche der
zwei Menschenkinder nach teils erwünschten, teils erhofften neuen
"Lenkungen von oben" kommen dann die eigentlich toten Olympier zu
fröhlichen Urständ. Hier bricht sich des Verfassers Begeisterung für alles
Griechisch-Antike vollends Bahn. Aber die Thesis, wonach gerade diese von der
Zeit verschluckten Götterwesen die Menschheit vor Terror und Untergang retten könnten,
bereitet Kopfzerbrechen.
Vor allem nach
der fragwürdigen Begründung, dass "Jesus, Jahwe und die Muslime" – in
dieser Reihenfolge – die Olympischen leider verbannt haben, und dass
"Gott" es ist, der den Gläubigen diesen unendlichen Hass gegen die
Ungläubigen eingeflößt hat. Denn: Jahwe will das Reich Gottes einführen gemäß
dem Wort "macht euch die Erde untertan", und darin läge das
eigentliche Verbrechen ... (vgl. vor allem die Seiten 17f, 38, etc.)
Laut wird Kritik
am Christentum nach dem Muster: O weh, "die" haben das 6. Gebot
erfunden, wittern überall Unzucht – wo es sich doch unter schönen olympischen
Damen so gut Liebe machen lässt! Locker wird ein himmlisches Autodafé
vorbereitet, die Sünde wider den Heiligen Geist (fehl)interpretiert, dieser aber
wandelt, ein zweiter Alter Herr neben Gott Vater leibhaftig durch das
ausschließlich Holz produzierende Dorf des heiligen Joseph auf der
soundsovielten Stufe des imaginär geteilten Himmels ...
Man könnte noch
mehr solcher dem biblischen Befund wie auch religionskritischen Ergebnissen
widersprechende Episoden aufzählen, aber ein wichtiger Einwand sei doch
angedeutet: Es gab und gibt keinerlei "Lehre" oder Religion der
olympischen Götter. Es gab nur Mutmaßungen, Personifikationen uralter Naturgottheiten
als Bilder möglicher Schöpfungsverläufe, und vor allem nur örtlich beschränkte
Kulte, d. h. keine dogmatische Allgemeinverbindlichkeit. Auch wurde in
griechischer Philosophie nie wirklich eine Trennungslinie zwischen Metaphysik
und Theologie sichtbar, was zu höchster Religionsverdrossenheit führte, aber
immerhin das Auftauchen der "Idee an sich" bewirkte (vgl. bei Kenneth
J. DOVE, Religion und Metaphysik der Griechen. In: Propyläen Geschichte der
Literatur, Band I, Berlin 1981).
Hätte der
Verfasser zum Beispiel das "Höhlengleichnis" Platons zum
Ausgangspunkt seiner Darstellung gewählt, wäre möglicherweise ein höheres Maß
an Vergeistigung dieser in der jetzigen Form mit Mythos und Theologie nicht
ganz kompatiblen Story zu erreichen gewesen, zugleich auch eine gewisse
Übereinstimmung mit den Lieblings-Topoi des Verfassers wie Höhle, Hügel,
Stufen, Wasser, Himmel, Erde, Feuer ...
Hat es sich also,
um auf den Punkt zu kommen, Karl Plepelits zu leicht gemacht, wenn er Götter,
Propheten, Heilige, ja selbst die "Trinität" ohne rechte Zu- und
Einordnung in die zeitliche und räumliche Abfolge der Dinge zwischen Himmel und
Erde hineinstellt – wenn er die Historie ausklammert, das evolutive Wachsen
eben auch jeder religio?
Irgendwann habe
ich Lust bekommen, "Zu Gast bei Aphrodite" als einen ironischen
Spaziergang zwischen den Welten zu verstehen, launig und mit teilweise recht
ausgeflippter Aufrichtigkeit einschließlich aller amourösen Abenteuer erzählt,
um, ja – warum? Vielleicht wollte der Verfasser mit Absicht und Augenzwinkern
(denn er schreibt ja mit Verve, immer schwungvoll und ohne falsche Prüderie!)
eine Art "Was-wäre-gewesen-wenn-Story" zu schaffen, um den Lesern
gerade durch diese vergnügliche Darstellung neben dem Schmunzeln und neben ein
wenig Rätseln (wie war das noch mit der Jungfrau? die Artemis? die Maria? die –
wer?) auch den Anhauch einer gewissen
Nachdenklichkeit zu vermitteln.
So betrachtet
liegt ohnehin ein interessantes, streckenweise recht humoriges Werkchen vor, so
oder so reizvoll; und die Moral daraus wäre: Nehmt bitte nicht immer alles so
tierisch ernst.
EVA M. KITTELMANN
(Aus:
Literarisches Österreich, Zeitschrift des Österreichischen
Schriftstellerverbandes, 2010/1, Seite 25-26)
Karl Plepelits: ZU GAST BEI APHRODITE, Phantastischer
Roman, Schweitzerhaus-Verlag, Erkrath 2009, 307 Seiten, steif gebunden.
Der Autor, ein
geborener Wiener, der nun in den Bergen der Steiermark lebt, war nach seinem
Studium der Klassischen Philologie, Alten Geschichte und Anglistik als Lehrer,
Reiseleiter, literarischer Übersetzer und Wissenschaftler auf dem Gebiet der
Altertumswissenschaft, Byzantinistik und Kirchenväterkunde und als
wissenschaftlicher Mitarbeiter des Thesaurus linguae Latinae in München tätig.
Das Buch "Zu
Gast bei Aphrodite" lässt sich nicht mit wenigen Worten beschreiben, doch
es wäre zu sagen, dass im Vordergrund das liebende Paar steht, das es wagte,
den Götterolymp zu erkunden [Zitat aus dem Klappentext!], den Sitz der
griechischen Götter. Zeus, er war der höchste unter 12 Hauptgöttern, eine davon
war Aphrodite.
Es ist ein Buch, dessen Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Wie alle seine
Bücher ist auch dieses Buch in flüssigem Stil geschrieben.
Ein Buch, spannungsgeladen von der ersten bis zur letzten Seite. Besonders
empfehlenswert.
HELGA HELNWEIN
(Aus: Literarische Kostproben. Organ des Vereins der Schriftstellerinnen und
Künstlerinnen. Ausgabe 82/2010. Seite 31)